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Zu Fuß von Forchheim nach Venedig:
Interview mit einem Alpenüberquerer mit Diashow |
Christof Herrmann ist von seiner Haustür im oberfränkischen Forchheim nach München und weiter über die Alpen bis nach Venedig gelaufen. Für die 963 Kilometer und 29.915 Höhenmeter brauchte er 52 Tage. Im Interview mit ADVENTURE-magazin.de erzählt er über diese abenteuerliche Fernwanderung. |
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Glückwunsch zur Ankunft in Venedig! Was war das für ein Gefühl, am Ziel anzukommen? |
Aufregend, außergewöhnlich, ja atemberaubend! Auf einer Fernwanderung ist ja der Weg das Ziel. Aber nach all dem Schweiß, der in den 50 Tagen geflossen ist, wollte ich nur noch eines: Ankommen!
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Christof, beschreibe dich in drei Worten. |
Neugieriger, naturliebender Schreiber. |
Wie waren deine Vorstellungen und Erwartungen vor dieser Reise?
Wie war es dann tatsächlich? |
Dass es die Etappen in den Alpen in sich haben, war mir klar. Dass ich aber mehrmals physisch wie psychisch an meine Grenzen kommen sollte, hätte ich nicht gedacht. Unterwegs traf ich mehrere Wanderer, die aus unterschiedlichen Gründen abbrachen. Die meisten anderen schummelten an der einen oder anderen Etappe und nahmen die Seilbahn oder den Bus. Ich biss mich durch und lief auch wirklich jeden Meter. |
Wie sieht für dich Minimalismus aus?
Und was bedeutete das konkret auf der Alpenüberquerung? |
Unter Minimalismus verstehe ich, sich vom Ballast zu befreien. Dieser Ballast hat meist mit materiellem Überfluss, negativen Beziehungen und unnötigen Verpflichtungen zu tun. Beginnt man sein Leben zu vereinfachen, geschieht Erstaunliches. Man findet Zeit und Muße sich genau dem zu widmen, was einem wichtig ist. Anstelle sich durch die Fußgängerzone zu schieben, um nach Klamotten zu jagen, die sowieso nicht mehr in den Schrank passen, entspannt man sich mit einem guten Buch auf der Couch oder veranstaltet mit Freunden ein Picknick im Grünen.
Unterwegs bedeutet das für mich, möglichst leicht zu reisen. Ich möchte mich nicht auf das Schleppen, sondern auf das Wandern, die Natur und die Begegnungen mit Menschen konzentrieren. Auf der Alpenüberquerung passte meine gesamte Ausrüstung in einen 50-Liter-Rucksack und das obwohl ich eine Isomatte, einen leichten Schlafsack und eine Spiegelreflexkamera dabei hatte. |
Gab es einen Moment, wo du dachtest, es reicht mir, ich brech' jetzt ab? |
Eigentlich nicht, denn wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, kann mich nicht mehr viel aufhalten. Allerdings wäre das Ganze fast ins Wasser gefallen ehe es überhaupt losging. Ich hatte mir in der Vorbereitungszeit zu viel abverlangt. Am Morgen des geplanten Abmarschs bekam ich so starke Rückenschmerzen, dass ich mir nicht mal mehr die Schuhe binden konnte. Ein Chiropraktiker vollbrachte das Wunder, meine normale Beweglichkeit wiederherzustellen. Ich startete mit einem Tag Verspätung in mein Abenteuer. |
Gab es Momente der Angst? |
Im Karwendel begleitete mich meine Freundin Stephi für ein paar Tage. Beim Aufstieg zum Schlauchkarsattel entgingen wir nur knapp einem fatalen Unfall. Holländer hatte über uns einen handballgroßen Stein losgetreten und uns nicht gewarnt. Der Brocken flog keinen halben Meter über uns hinweg in die Tiefe. Kurz danach wartete der lange Abstieg vom Schlauchkarsattel zur Kastenalm auf uns. Der Pfad ging extrem steil im Fels hinab und war mit Stahlseilen und Trittbügeln versichert. Manch einer empfindet ihn als einfach, eine Alpinistin sagte uns, dass er als Klettersteig ausgewiesen werden müsste. Ein falscher Tritt und es wäre der letzte gewesen. Ich war froh, dass ich meine Freundin dabei hatte. Sie konnte mir bei den vielen schwierigen Stellen, an denen ich teils recht hilflos im Fels hing, unter die Arme greifen. |
Dein schönstes Erlebnis auf dieser Tour? |
Da gab es mehrere. Nach dem fünfeinhalb Stunden langen, gefährlichen Abstieg vom Schlauchkarsattel die urige Kastenalm zu erreichen, gehörte sicher dazu. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Stephi und ich völlig ausgetrocknet waren und erst mal acht Getränke bestellten! |
Wie hat dich diese Reise verändert? |
Vor der Tour warf ich meinen Job als Progammierer hin. Ich wollte mich als freier Autor selbstständig machen, war jedoch voller Zweifel. Die Alpenüberquerung gab mir viel Selbstvertrauen. Meine Zweifel waren wie weggeblasen, als ich von Venedig zurückkam. Nun bin ich tatsächlich dabei, meinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen. |
Wie schwer fiel der Wiedereinstieg in den Alltag? |
echt leicht, ich war ja nicht mal zwei Monate weg. 2006 bis 2007 radelte ich anderthalb Jahre um die Welt. Da fiel mir der Wiedereinstieg viel schwerer. |
Mit wem möchtest du gerne auf Reisen gehen? |
Mit meiner Freundin und mit neugierigen, naturliebenden Menschen. |
Mit dem möchtest du niemals auf Reisen gehen? |
Mit meiner ex-Freundin und mit Menschen, die nicht neugierig und naturliebend sind. |
Du hast auf Deiner Alpenüberquerung jeden Abend einen Bericht geschrieben. Kann man diese online lesen? |
Ich bin gerade dabei die Tagesberichte zu überarbeiten. In wenigen Wochen möchte ich sie auf meinem Blog Einfach bewusst als PDF zum kostenlosen Download anbieten. Wer darüber informiert werden möchte, wenn es soweit ist, kann sich gerne in meinen Newsletter eintragen. |
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Christof Herrmann |
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Christof Herrmann schreibt auf www.einfachbewusst.de über Minimalismus und Nachhaltigkeit im Alltag und auf Reisen. Im letzten Sommer hat er den Wanderführer Biergartenwanderungen Fränkische Schweiz veröffentlicht. |
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Daten & Fakten: |
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2 Paar Wanderschuhe
6 Ruhetage
14 Kilogramm Gepäck
21 Kilometer pro Wandertag
43 Kilometer auf der längsten Etappe
46 Wandertage
52 Tage
55 Euro Ausgaben pro Tag
237 Insektenstiche
650 Höhenmeter im Aufstieg pro Wandertag
655 Höhenmeter im Abstieg pro Wandertag
963 Kilometer
1.001 Begegnungen und Geschichten
1.800 Höhenmeter im Anstieg auf der bergigsten Etappe
2.877 Euro Gesamtausgaben
29.915 Höhenmeter im Aufstieg
30.151 Höhenmeter im Abstieg
1.700.000 Schritte |
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Etappenübersicht: |
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- Forchheim (266 m) - Dorfhaus (366 m), 27 km, 450 hm Aufstieg, 350 hm Abstieg
- Dorfhaus (366 m) - Osternohe (386), 23 km, 350 hm Aufstieg, 330 hm Abstieg
- Osternohe (386 m) - Engelthal (371 m), 18 km, 350 hm Aufstieg, 365 hm Abstieg
- Engelthal (371 m) - Altdorf bei Nürnberg (444 m), 14 km, 250 hm Aufstieg, 177 hm Abstieg
- Altdorf bei Nürnberg (444 m), Kastl (474 m), 34 km, 500 hm Aufstieg, 470 hm Abstieg
- Kastl (474 m) - Hohenburg (389 m), 13 km, 50 hm Aufstieg, 105 hm Abstieg
- Hohenburg (389 m) - Dietldorf (379 m), 28 km, 500 hm Aufstieg, 510 hm Abstieg
- Dietldorf (379 m) - Kallmünz (379 m), 14 km, 300 hm Aufstieg, 300 hm Abstieg
- Kallmünz (379 m) - Regensburg (389 m), 36 km, 800 hm Aufstieg, 790 hm Abstieg
- Ruhetag in Regensburg (389 m)
- Regensburg (389 m) - Kelheim (344 m), 25 km, 350 hm Aufstieg, 395 hm Abstieg
- Kelheim (344 m) - Schwaig (354 m), 27 km, 200 hm Aufstieg, 190 hm Abstieg
- Schwaig (354 m) - Seysdorf (454 m), 36 km, 250 hm Aufstieg, 150 hm Abstieg
- Seysdorf (454 m) - Freising (449 m), 24 km, 300 hm Aufstieg, 305 hm Abstieg
- Freising (449 m) - München (519 m), 40 km, 150 hm Aufstieg, 80 hm Abstieg
- München (519 m) - Solln (539 m), 13 km, 30 hm Aufstieg, 10 hm Abstieg
- Ruhetag in Solln (539 m)
- Ruhetag in Solln (539 m)
- Solln (539 m) - Wolfratshausen (574 m), 28 km, 130 hm Aufstieg, 95 hm Abstieg
- Wolfratshausen (574 m) - Bad Tölz (644 m), 29 km, 250 hm Aufstieg, 180 hm Abstieg
- Bad Tölz (644 m) - Tutzinger Hütte (1327 m), 25 km, 1350 hm Aufstieg, 667 hm Abstieg
- Tutzinger Hütte (1327 m) - Jachenau (787 m), 10 km, 350 hm Aufstieg, 890 hm Abstieg
- Jachenau (787 m) - Hinterriß (927 m), 24 km, 650 hm Aufstieg, 510 m Abstieg
- Hinterriß (927 m) - Karwendelhaus (1765 m), 14 km, 900 hm Aufstieg, 62 hm Abstieg
- Karwendelhaus (1765 m) - Halleranger Alm (1755 m), 14 km, 1450 hm Aufstieg, 1460 hm Abstieg
- Halleranger Alm (1755 m) - Hall in Tirol (570 m), 13 km, 350 hm Aufstieg, 1535 hm Abstieg
- Hall in Tirol (570 m) - Voldertalhütte (1375 m), 13 km, 900 hm Aufstieg, 95 m Abstieg
- Voldertalhütte (1375 m) - Lizumer Hütte (2020 m), 17 km, 1400 hm Aufstieg, 755 hm Abstieg
- Lizumer Hütte (2020 m) - Spannagelhaus (2530 m), 18 km, 1800 hm Aufstieg, 1290 hm Abstieg
- Spannagelhaus (2530 m) - Olpererhütte (2389 m), 7 km, 500 hm Aufstieg, 641 hm Abstieg
- Olpererhütte (2389 m) - Stein (1564 m), 14 km, 500 hm Aufstieg, 1325 hm Abstieg
- Ruhetag in Stein (1564 m)
- Stein (1564 m) - Pfunders (1154 m), 20 km, 1200 hm Aufstieg, 1610 hm Abstieg
- Pfunders (1154 m) - Kreuzwiesen Alm (1925 m), 29 km, 1300 hm Aufstieg, 529 hm Abstieg
- Kreuzwiesen Alm (1925 m) - Schlüterhütte (2300 m), 22 km, 1400 hm Aufstieg, 1025 hm Abstieg
- Schlüterhütte (2300 m) - Wolkenstein (1563 m), 14 km, 730 hm Aufstieg, 1467 hm Abstieg
- Wolkenstein (1563 m) - Rifugio Viel dal Pan (2436 m), 18 km, 1450 hm Aufstieg, 577 hm Abstieg
- Rifugio Viel dal Pan (2436 m) - Alleghe (981 m), 25 km, 250 hm Aufstieg, 1705 hm Abstieg
- Alleghe (981 m) - Rifugio Coldai (2131 m), 8 km, 1200 hm Aufstieg, 50 hm Abstieg
- Rifugio Coldai (2131 m) - Rifugio Bruto Carestiato (1834 m), 21 km, 1050 hm Aufstieg, 1347 hm Abstieg
- Rifugio Bruto Carestiato (1834 m) - Rifugio Pramperet (1857 m), 14 km, 800 hm Aufstieg, 777 hm Abstieg
- Rifugio Pramperet (1857 m) - Rifugio Pian de Fontana (1632 m), 8 km, 600 hm Aufstieg, 825 hm Abstieg
- Rifugio Pian de Fontana (1632 m) - Rifugio 7° Alpini (1502 m), 16 km, 1700 hm Aufstieg, 1830 hm Abstieg
- Rifugio 7° Alpini (1502 m) - Belluno (432 m), 15 km, 380 hm Aufstieg, 1450 hm Abstieg
- Ruhetag in Belluno (432 m)
- Belluno (432 m) - Rifugio Col Visentin (1764 m), 19 km, 1600 hm Aufstieg, 268 hm Abstieg
- Rifugio Col Visentin (1764 m) - Tarzo (274 m), 21 km, 150 hm Aufstieg, 1640 hm Abstieg
- Tarzo (274 m) - Ponte della Priula (70 m), 30 km, 630 hm Aufstieg, 834 hm Abstieg
- Ponte della Priula (70 m) - Musile di Piave (5 m), 43 km, 90 hm Aufstieg, 155 hm Abstieg
- Musile di Piave (5 m) - Lido di Jesolo (0 m), 23 km, 20 hm Aufstieg, 25 hm Abstieg
- Lido di Jesolo (0 m) - Venedig (0 m), 19 km, 5 hm Aufstieg, 5 hm Abstieg
- Ruhetag in Venedig
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