Motorradtour
ins Land der Skipetaren
München - Albanien - München in 12 Tagen
von Rüdiger Gutsche, Mai 2006 – 3000 km
Rentner's Balkantraum
Zugegeben, die Idee ist nicht von mir. Mein alter Freund Charly (Suzuki DR 650) hatte die Tour bis Dubrovnik letztes Jahr im Alleingang vorerkundet und gemeint, die Krönung wäre eine Schleife durchs wilde
Bergland von Bosnien und Montenegro bis hin zum Ohrid-See im Südosten Albaniens. Axel (Honda Transalp 600) und meine Wenigkeit (BMW R 100 GS) konnten ebenfalls für das Vorhaben begeistert werden.
Zusammen sind wir 200 Jahre alt. Auch unsere Motorräder sind nicht mehr taufrisch, im Schnitt haben sie 10 Jahre auf dem Buckel.
Slowenien/Kroatien
Zum Auftakt schenken uns die Kehren des Predilpasses ungetrübtes Fahrvergnügen. Weiter im Tal der Soca bis dass die kurvenreiche Strasse eintaucht in endlose Eichen und Buchenwälder. Das setzt sich fort bis nach Kroatien, wobei eine Sperre durch Schneereste südlich von Mrkopalj uns zu weiten Umwegen über Ogulin zwingt. Um den Zeitverlust zu kompensieren nehmen wir dankbar ein Stück der neuerbauten Autobahn Richtung Süden unter die Räder.
Bosnien–Herzegowina
Hier sind die Zerstörungen des Jugoslawienkrieges unübersehbar. Zerschossene Fassaden und Häuser in Schutt u. Asche. Doch sprießt Neues aus den Ruinen. Die Fülle der Neubauten – oft größer und schöner als die alten Häuser – ist überraschend. Ein ähnliches Bild in der Gegend um Posusje. Viele neue Häuser, aber die fruchtbare Talebene wird landwirtschaftlich kaum genutzt. Der Durchreisende fragt sich, wie hier die Leute ihr Geld verdienen.
Mostar, ein Sinnbild für Glaubensgegensätze u. sinnlose Zerstörung, aber auch für erfolgreiche Konfliktbewältigung. Die weltberühmte Brücke ist wieder aufgebaut. Die beidseitige Basarzone – drüben die moslemische, auf der anderen die christliche – brummt.
Die Wärung in Bosnien-Herzegowina ist KM (Konvertible Mark). Einst an die DM gebunden, heute praktisch ½ Euro.
In Montenegro ist der EURO gültige Währung. Während der Zeit unserer Durchreise lief die erfolgreiche Volksabstimmung: Loslösung von Serbien – Hinwendung zur EU. Schaun wir mal!
ALBANIEN
Hintergrundinformation: Von 1944 bis 1991 herrschte hier ein gewisser Enver Hodscha, der einen verschrobenen, totalitären Kommunismus praktizierte. In seiner Angst vor möglichen Invasionen ließ er im ganzen Land – an Brücken, auf Pässen, an der Küste – tausende von pilzförmigen Kleinbunkern errichten, die heute als stumme Zeugen an seine Schreckensherrschaft erinnern. Hodscha ist tot und das Land versucht sich heute als normale Republik in Südosteuropa zu etablieren.
Was ist normal? Der Strassenzustand ist es nicht! Schon die Einreise in Shkoder wird bei zarten Naturen einen Schock auslösen. Erst passiert man slumartige Vorstadtsiedlungen, dann erwarten einen schlaglochübersähte Straßen gigantischer Ausdehnung. Selbst in der Hauptstadt Tirana ist es nur in Nuancen besser. Trotz breiter Bürgersteige rennen die Leute – Männlein, Weiblein, Kinder – unschlüssig auf der Straße zwischen den Autos herum. Radfahrer befahren den Kreisverkehr prinzipiell entgegen dem Uhrzeigersinn.
Allenthalben trillernde Polizisten, um die sich keiner schert!
Chaos total? Nein, verlässt man die Städte, dann überraschen in der Peripherie entlang der Straße neue Restaurants u. Coffebars, wo man auf hohem Niveau zu sehr moderaten Preisen versorgt wird. Der Strassenzustand außerorts wird besser. Es gibt sogar neugeteerte Abschnitte. Latent bleiben aber Schlaglöcher, wellige Fahrbahnen und Sand an vielen Stellen. Die grandiosen Bergstraßen spiegeln diesen Zustand wieder. Sie sind oft exponiert. Leitplanken gibt es kaum, der hellwache Fahrer ist gefragt. Das einzige Fahrzeug das bei diesen Umständen beim Fahrer keinen Dauerfrust auslöst, ist meines Erachtens eine gut gefederte Reiseenduro. Wir hatten sie!
Das Sprachdefizitin Albanien ist gewaltig. Man trifft Leute, die Englisch, Italienisch, Deutsch können, aber das ist die Ausnahme. Die Mehrheit spricht nur Albanisch und bei vielen fragt man sich, ob sie das auch
schreiben und lesen können. Nur vereinzelt sind Speisekarten auch in Englisch/Deutsch übersetzt. Wer bitte kann mit Djath i bardhe oder Ullinj te mbushur etwas anfangen? Ich habe mal ein Glas Wasser bestellt - serviert wurde ein Glas Wodka! Zu den Sprachdefiziten kommen Kommunikationsunzulänglichkeiten. Viele Hotels haben weder Telefon noch Fax.
Ein Schiffsagent in der Hafenstadt Vlore konnte keine Fremdsprache, hatte auch kein Telefon und kein Faxgerät und war auch nicht imstande uns die Fährenabfahrtstermine von der benachbarten Hafenstadt Durres zu besorgen. Von dort sind wir mit einem Fährschiff in 24 Stunden nach Triest gefahren.
Albanien, wir kommen wieder
Fährverbindung: Triest – Durres: 3 x Woche mit der ILION LINES
E-Mail: albania.bk@agemar.it
www.agemar.it
Was ich anders machen würde:
- Euro in kleinen Scheinen
- Euromünzen größerer Menge
- Fährenabfahrtstermine Igoumenitsa, Sarande, Vlore, Durres, Triest vorher klären. Die Verbindung Vlore – Triest , die ich im Internet herausgesucht hatte, entpuppte sich vor Ort als Seifenblase.
Details zur Reise:
Tag |
km |
Route |
Hotel |
Preis € |
01 |
300 |
M-Achensee-Gerlos-Felbertauern-Gailbergsattel-Tröpolach/A,Gh |
Winkler |
ZF 30.- |
02 |
315 |
Nassfeld-Sella Nevea-SLO-Predil-Indrija-Mrkopalj/KRO |
JASTREB |
ZF 20.- |
03 |
270 |
Ogulin-110 km Autobahn-Gracac-Knin/KRO |
Mihovil |
ZF 23.- |
04 |
220 |
Sinj-Imotski-Posusje/B+H-Mostar/BH |
Bevana |
ZF 65.- |
05 |
290 |
Nevesinje-Gacko-Brod-Hum-Durmitor-Pluzine/MN |
Navi |
ZF 8.- |
06 |
335 |
Durmitor-Zabeljak-Tara Canyon-Mojkovac-Podgorica-Ulcinj/MN |
London |
ZF 15.- |
07 |
290 |
Shkoder/ALB-Tirana-Elbasan- Ohrid-See –Pogradec/ALB |
Enkelana |
ZF 8.- |
08 |
350 |
Korce-Erseke-Permet-Tepelene-Fier-Vlore/ALB |
Bologna |
ZF 20.- |
09 |
110 |
Charly > Brindisi. Fier- Durres/ALB |
Grandhotel F.A.E. |
ZF 15.- |
10 |
10 |
Fähre Venezia 20 Uhr Abfahrt |
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11 |
110 |
Triest 19 Uhr > Tolmezzo/I |
Albergo La Rosa |
ZF 31.50 |
12 |
300 |
Plöckenpass-Gailbergsattel-Felbertauern-Paß Thurn-Walchsee- Hofolding 14,30 Uhr |
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3000 |
Persönliche Direktkosten für Benzin, Maut, Fähre, Hotel und Verpflegung |
750.00 |
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